Tarifverhandlungen
Keine Warnstreiks bei der Bahn – Gewerkschaft und DB einigen sich
Stand 17.02.25 - 09:54 Uhr
Fünf Tage haben Bahn und EVG am Stück verhandelt - am Ende steht ein neuer Tarifvertrag. Die Beschäftigten bekommen mehr Geld. Aber auch die Fahrgäste profitieren.
©Christophe Gateau/dpa
Keine Bahn-Streiks bis 2026
Berlin (dpa) – Warnstreiks bei der Deutschen Bahn sind für längere Zeit vom Tisch. Der neue Tarifvertrag zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) steht. Für rund 192.000 Beschäftigte bedeutet das mehr Geld. Doch sowohl Gewerkschaft als auch Unternehmen blicken bang auf die Bundestagswahl.
- Anzeige -Was sind die Eckpunkte des neuen Tarifvertrags?
Die DB-Beschäftigten sollen in mehreren Schritten insgesamt gut 6,5 Prozent mehr Geld bekommen. Dies sind die Details:
- Die Laufzeit beträgt 33 Monate. Sie beginnt im April und endet im Dezember 2027.
- Die erste Erhöhung von 2 Prozent erfolgt zum Juli dieses Jahres. Weitere 2,5 Prozent gibt es ein Jahr später. Zudem vereinbarten beide Seiten ein Zusatzgeld von 2 Prozent ab Dezember 2027.
- Beschäftigte im Schichtdienst erhalten ab Dezember 2026 eine jährliche Einmalzahlung von 2,6 Prozent, die teilweise in zwei freie Tage umgewandelt werden kann.
- Im April gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro.
- Bis Ende 2027 gilt eine Beschäftigungssicherung.
- EVG-Mitglieder bekommen dreimal 156 Euro steuerfreien Bonus.
Hat die Gewerkschaft sich mit ihren Forderungen durchgesetzt?
Beide Seiten zeigten sich nach dem Abschluss zufrieden. «Wir haben ein vernünftiges Gesamtpaket geschnürt», sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay teilte mit, man sei «ganz nah an unserer Forderung». Zu den Forderungen gehörten das Zusatzgeld für Schichtarbeiter, die Beschäftigungssicherung bis Ende 2027, der Bonus für EVG-Mitglieder und strukturelle Tarifanpassungen zwischen einzelnen Berufsgruppen.
Zudem gilt der Abschluss auch für die Beschäftigten der schwer angeschlagenen Güterverkehrstochter DB Cargo. Abweichungen sind nach Bahn-Angaben nur möglich, wenn sie «im Rahmen des Restrukturierungsplans nötig sind».
Ein deutlichen Dämpfer für die EVG kann man die lange Vertragslaufzeit bis Ende 2027 sehen. Auf unvorhersehbare Entwicklungen wie in den vergangenen Jahren – Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation – kann möglicherweise erst mit deutlichem Verzug reagiert werden. Auch für Nachwuchskräfte ist das Ergebnis aus EVG-Sicht nicht zufriedenstellend. «Den jungen Kolleginnen und Kollegen ist in dieser Runde wenig Wertschätzung entgegengebracht worden», sagte Ingenschay.
Die ursprüngliche Forderung der Gewerkschaft für die Tarifrunde lag bei 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter – allerdings ohne eine Laufzeit zu nennen, was unüblich ist. Wenn sich eine prozentuale Erhöhung auf einen längeren Zeitraum als zum Beispiel ein Jahr bezieht, ist sie bei gleichzeitig steigenden Verbraucherpreisen deutlich weniger wert.
- Anzeige -In welcher Situation ist die Bahn?
Die Bahn ist in einer wirtschaftlich und betrieblich desolaten Lage – und setzt auf ein Sanierungsprogramm bis 2027. Die finanziellen Spielräume sind deshalb begrenzt, das hatte Personalvorstand Martin Seiler am Rande der Verhandlungen immer wieder deutlich gemacht.
Um während der Sanierung auch tarifliche Sicherheit zu haben, wollte die Bahn eine möglichst lange Laufzeit. «Die sehr lange Laufzeit gibt uns die Planungssicherheit, die wir für die erfolgreiche Sanierung der Bahn dringend brauchen», sagte Seiler. Ursprünglich war der Konzern mit 37 Monaten in die Verhandlungen gegangen. Letztlich sind es vier Monate weniger.
Mit Ungewissheit dürfte die Bahn auf eine unionsgeführte Regierung nach der Bundestagswahl nächsten Sonntag schauen. CDU-Verkehrspolitiker hatten zuletzt infrage gestellt, ob die Sanierung wichtiger Bahnstrecken wie geplant fortgesetzt werden sollte.
Ab wann sind nun wieder Warnstreiks möglich?
Der aktuelle EVG-Tarifvertrag bei der Bahn läuft noch bis Ende März. Ohne den neuen Abschluss wären Warnstreiks also ab April möglich gewesen. Nun darf die EVG erst nach Ablauf des neuen Tarifvertrags im Januar 2028 zum Ausstand bei der DB aufrufen.
Doch bei der Bahn gibt es noch eine andere Gewerkschaft: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist zwar deutlich kleiner als die EVG, aber umso streitbarer. Der Tarifvertrag mit der GDL läuft noch bis Ende Februar 2026. Ab März kommenden Jahres könnte es bei der Bahn also wieder zu Warnstreiks kommen.
Die EVG wollte die Verhandlungen vorziehen – weshalb?
Die EVG hatte schon vor den Verhandlungen aufs Tempo gedrückt – und darum gebeten, die Gespräche vorzuziehen. Grund dafür ist die Sorge, der nächste Bundeskanzler könnte Friedrich Merz heißen. Der CDU-Politiker will Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn trennen – die EVG wehrt sich dagegen und sieht darin keine Lösung für die Probleme des kriselnden Konzerns.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Wie geht es beim TSV 1860 München weiter? Der umstrittene Investor Hasan Ismaik würde seine Anteile verkaufen. Gibt es Interessenten? Präsident Robert Reisinger äußert seine Vorstellung.
Flixbus erweitert ab München sein Angebot: Mehr Fahrten zu beliebten Zielen wie Mailand und Budapest. Perfekt für deine Sommerreise!
Zalando sperrt ab sofort zehntausende Kundenkonten, um Retouren zu reduzieren. Erfahre, warum und wie das E-Commerce-Unternehmen vorgeht.
Bei Railjet gibt's ab April eine neue Verbindung. In neuneinhalb Stunden kommst du von München, ohne umsteigen, nach Italien an die Adria.
Hochwasser, Sturmflut oder Starkregen: Menschen in betroffenen Gebieten sollen sich künftig besser darüber informieren können. Dabei helfen soll ein Internetportal.
Beeinflusst uns der Mond auf geheimnisvolle Weise? Die Wissenschaft hat nicht bei jedem Aspekt schon eine klare Antwort, zum Beispiel beim Thema Schlaf. Definitiv hat der Erdtrabant mit Ostern zu tun.
Die Zukunft des Flatrate-Tickets für den Nahverkehr ist erst einmal gesichert. Doch beim Preis dürfte sich etwas tun – aber wohl erst in einigen Jahren.
Union und SPD einigen sich auf einen Koalitionsvertrag. Die Parteien haben das Papier am Mittwochnachmittag vorgestellt. Das steht drin:
Asteroid 2024 YR4 könnte 2032 auf den Mond treffen – ein Einschlag mit spektakulären Folgen, den du sogar von der Erde aus beobachten könntest. Was die NASA dazu sagt – hier.
S-Bahn-Chaos an Ostern in München: Die Bahn nutzt die Ferienzeit für Bauarbeiten in Laim und an anderen Stellen im Netz. Das bringt massive Fahrplanänderungen und Ersatzverkehr.
DESK
Thomas Müller absolvierte am 16. April sein letztes Spiel für die Bayern in der Champions League - die Interviews danach waren dementsprechend emotional.
In München sind Osterfeuer eine beliebte Tradition, die jedes Jahr zahlreiche Besucher anzieht. Erfahre hier, wo du die schönsten Osterfeuer in München finden und erleben kannst.
Vor dem sportlichen Höhepunkt soll es beim Champions-League-Endspiel einen musikalischen geben. Linkin Park kommen nach München.
Wer beim Final Four der Nations League in München und Stuttgart das EM-Gefühl aus dem Vorjahr aufleben lassen will, kann sich ab sofort für Tickets bewerben. Die Preise stehen bereits fest.
In München-Fasangarten startete am 14. April die erste Hightech-Hautkrebsvorsorge: die "checkupbox". Sie soll einfacher, schneller und besser zugänglich sein.
Der Raumdeuter als Regisseur: Thomas Müller zeigt sich in einem neuen Werbespot von seiner gewohnt lustigen und sympathischen Art - sehr sehenswert!
Ab dem 20. April dürfen die Schiffe auf dem Ammersee und Starnberger See wieder in die Saison starten. Und auch auf den drei anderen Seen kannst du bald schon mit den Dampfern rumschippern.