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Wie man damit umgeht

Mobbing an Münchens Schulen – Wenn Gerüchte zur Gefahr werden

Stand 06.11.24 - 10:14 Uhr

Eine 13-Jährige wird zur Zielscheibe anonymer Gerüchte und Hetze auf Instagram. Mobbing in sozialen Netzwerken und in der Schule treiben das Mädchen an den Rand der Verzweiflung. Jetzt ist sie in psychologischer Betreuung – und ihre Geschichte zeigt, wie gefährlich Cybermobbing werden kann.

Mobbing an Münchens Schulen – Wenn Gerüchte zur Gefahr werden
©shutterstock

Was Mobbing auslösen kann

Eine Hörerin meldete sich bei Larissas Handynummer mit einer heftigen Geschichte. Ihre Tochter wurde in der Schule heftig gemobbt. Sie möchte damit auf das Thema aufmerksam machen und anderen Eltern helfen. Hier zum Nachhören:

 

Vor gut einem Jahr begann der Albtraum für die 13-jährige Tochter einer Münchner Familie: Eine Instagram-Seite forderte Schüler dazu auf, anonym Gerüchte und Lästereien über Lehrer und Schüler zu teilen. Schon bald wurde die Seite Gesprächsthema Nummer eins auf dem Schulhof, und täglich kamen neue Gerüchte hinzu. Besonders betroffen war das junge Mädchen, das Zielscheibe wilder Spekulationen und Lügen wurde. Doch es blieb nicht bei anonymen Posts – auch in der Schule erschienen Schmierereien an den Wänden mit erschreckenden Nachrichten. Sätze wie „Sie ist nichts wert, sie kann sich ja gleich umbringen“ versetzten die 13-Jährige in tiefe Verzweiflung.

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Über Wochen hinweg spitzte sich die Lage zu, während die Mutter verzweifelt versuchte, Hilfe zu finden. Doch die Reaktion der Schule ließ zunächst auf sich warten, bis schließlich eine alarmierende Nachricht kam, in der von Selbstmordgefahr und Polizeieingriff die Rede war. Zwar konnte das Mädchen stabilisiert werden, und die Schule handelte schließlich, doch die Spuren sind tief: Heute befindet sich das Kind in psychologischer Betreuung und versucht, die belastenden Erfahrungen zu verarbeiten.

Wie man sich gegenüber Mobbing verhält

Mobbing kann jede Altersgruppe treffen, und gerade bei Jugendlichen sind soziale Medien ein häufig genutztes Mittel für gezielte Angriffe. Experten raten Betroffenen, sich nicht zurückzuziehen. Stattdessen sollten sie mit Vertrauenspersonen – Eltern, Lehrern oder Schulsozialarbeitern – sprechen, um schnell Hilfe zu erhalten.

Eltern wird empfohlen, aufmerksam zuzuhören und ihre Kinder zu ermutigen, offen über Mobbingerfahrungen zu reden. Auch Freunde können wichtige Unterstützer sein: Mobbing kann abgeschwächt werden, wenn Gleichaltrige sich dagegen aussprechen und den Betroffenen zur Seite stehen. Am Mittwoch, 06. November, hat uns Mobbing-Expertin Diana Stieber in der Show, noch mehr Tipps für den Umgang mit Mobbing gegeben.

Das ganze Interview mit Mobbing-Expertin Diana Stieber zum Nachhören

Lieber lesen statt hören? Kein Problem 

Interview mit Diana Stieber zum Thema Mobbingprävention

Larissa Lannert: Diana Stieber, „Löwenstark und frei“ ist ja dein Motto. Du hilfst tagtäglich in Schulen und Kindertagesstätten Kindern und Jugendlichen dabei, stark zu werden, auch ohne Muckis. Einen schönen guten Morgen!

Diana Stieber: Guten Morgen!

Larissa: Welches Feedback bekommst du denn eigentlich auf deine Arbeit? Also, wie wichtig ist diese Unterstützung, die du den Kids geben kannst?

Diana: Also, ich beantworte zuerst die zweite Frage. Die Frage der Unterstützung, wie wichtig das ist. In meinen Augen halte ich das für enorm wichtig, und ich denke, da sind wir Erwachsenen uns alle einig: Es ist so viel leichter, Menschen in jungen Jahren zu stärken, als später dann erwachsene Teams, wenn sie schon viel Schmerz und schlechte Erfahrungen in sich tragen, zu heilen. Was ich tue, ist Präventionsarbeit, die schon früh ansetzt. Deshalb arbeite ich bereits mit Kindern ab dem Vorschulalter, damit sie Strategien haben, um Konfliktsituationen souverän zu meistern.

Larissa: Und welches Feedback bekommst du darauf?

Diana: Das Feedback ist ganz unterschiedlich. Die einen sagen, „Diana, was du machst, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Andere sagen, „mehr davon!“ Es gibt viele Menschen in Deutschland, die auf ähnliche Weise wie ich arbeiten. Ich persönlich habe das zu meinem Lebensinhalt gemacht und bin jeden Tag in Kitas und Schulen. In den letzten vier Jahren durfte ich fast 8.000 Menschen unterstützen, was immer noch nicht viel ist, wenn man schaut, wie viele Kinder ich noch nicht erreicht habe.

Larissa: Das ist beeindruckend. Wie gehst du denn konkret vor? Wie darf man sich deine Arbeit genauer vorstellen?

Diana: Ich arbeite mit allen Beteiligten in diesem Konstrukt: mit den Kindern, mit den Eltern und mit den Pädagogen. Denn es ist wichtig für die Kinder, einen einheitlichen Umgang mit Herausforderungen zu lernen. Wenn zum Beispiel ein Elternteil „A“ sagt und das andere „B“, wird es für die Kinder schwierig, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln. Meistens beginnt es mit Kursen für die Kinder, begleitet von Elternabenden. Im Idealfall sind auch die Pädagogen involviert, weil sie einen Großteil des Tages die Kinder begleiten. Nach Basiskursen folgen oft Aufbau- und Vertiefungskurse, um die Inhalte nachhaltig zu verankern.

Larissa: Welche drei Tipps würdest du allen Schülerinnen und Schülern geben, die von Mobbing betroffen sind?

Diana: Erstens: Ein häufiges Missverständnis bei Kindern, die Mobbing erfahren, ist, dass sie glauben, sie selbst seien der Grund für das Problem. Viele denken, sie sind schuld, weil sie irgendwie „anders“ sind. Wichtig ist zu verstehen, dass sie nicht schuld sind, sondern dass Aggressoren oft eigene Bedürfnisse durch das Mobbing stillen.

Zweitens: Man sollte sich bewusst entscheiden, ob man die Reaktion zeigt, die das Bedürfnis des Aggressors stillt. Wenn du merkst, dass eine Reaktion das Mobbing eher am Laufen hält, dann versuche, dich innerlich zu distanzieren und dem Aggressor keine Bühne zu geben.

Drittens: Verlasse den Raum oder das Umfeld, in dem du permanent geärgert wirst, und fokussiere dich auf das, was dir guttut. Such dir Personen, bei denen du dich sicher fühlst und die dich mögen. So wird das „Ignorieren“, wie oft empfohlen, machbarer, und du hast ein Umfeld, das dich stärkt.

Larissa: Ein wirklich wertvoller Tipp. Gibt es noch etwas, das du unseren Hörern mit auf den Weg geben möchtest?

Diana: Das Wichtigste ist, dass du weißt: Du bist nicht das Problem. Die Aggressoren stillen nur ein Bedürfnis und probieren aus, was bei dir funktioniert. Wenn du lernst, deine Aufmerksamkeit von ihnen abzuziehen und auf positive Einflüsse zu lenken, wirst du weniger Stress haben und sie verlieren das Interesse an dir.

Larissa Lannert: Was aber natürlich in der Schule ein bisschen schwer ist, oder? Also wenn ich in der Schule gemobbt werde, da dann zu sagen, jetzt gehe ich nicht mehr ins Klassenzimmer, weil da kriege ich erst richtig ins Gesicht.

Diana Stieber: Du hast trotz alledem immer noch die Möglichkeit, gezielt zu schauen, wo befinden sich die Menschen, mit denen es mir gut geht. Du kommst ja nicht in ein Klassenzimmer und alle hassen dich. Tatsächlich ist das eine der Annahmen meiner Klienten mit diesem Thema. Am Anfang frage ich immer, was ist das Problem? Ja, die ganze Klasse findet mich doof. Manchmal ist es sogar die ganze Schule. Dann frage ich gezielt nach: Wer denn genau? Am Ende kommen meist nur drei Namen von Kindern heraus, die ärgern. Die anderen haben mit diesem Kind oft gar keinen Stress.

Das Problem ist der Fokus – die Aufmerksamkeit liegt die ganze Zeit, innerlich und äußerlich, bei denen, die Stress machen. Die ganze Energie geht dorthin und liefert dir ständig Beweise dafür, dass „alle“ dich doof finden. Der Rest, die 95 bis 99 Prozent, sind dann völlig aus dem Blick. Diese physische und innere Abkehr hin zu dem, was ich gerne hätte, ist essentiell.

Das ist auch ein Game-Changer in meiner Arbeit: zu verstehen, dass es deine Entscheidung ist, auf wen du deine Aufmerksamkeit lenkst und wessen Meinung du annimmst. Es ist deine Entscheidung, wem du dich zuwendest und wo du mutig hinschaust und fragst, was du tun kannst.

Diana Stieber: Leider ist einer der Hauptgründe, warum der Stress nicht endet, die Rolle der Eltern. Oft kommen Eltern in die Schule und beschweren sich bei der Schule oder den anderen Eltern. Die Aggressoren erhalten so noch mehr Aufmerksamkeit, egal wie negativ sie ist – dadurch wird es nicht besser. Das Kind lernt, dass es selbst nichts tun kann.

Larissa Lannert: Also das ist dann quasi Punkt zwei, richtig?

Diana Stieber: Ja, genau. Das war Punkt zwei. Fokus auf das Gute und die bewusste Wahl, wem ich Energie und Aufmerksamkeit schenke. Wer darf in mein Hirn quatschen und wer nicht? Für mich sind das nur eine Handvoll Menschen.

Diana Stieber: Der dritte Punkt ist: „Hab guten Kontakt zu deinem Gefühl.“ Es wird oft betont, wie wichtig es ist, auf das eigene Gefühl zu hören. Ich sehe jedoch, dass viele Menschen zwar ihre positiven Gefühle verstärken, die unangenehmen jedoch wegdrücken, weil sie unbequem sind. Gerade unangenehme Gefühle zeigen uns das größte Potenzial, Dinge zu verändern. Gefühle sind die Türsteher zu unseren Bedürfnissen.

Wenn Kinder oder Erwachsene mit mir über ihre Probleme sprechen, frage ich irgendwann: Was soll dir dieses Gefühl eigentlich sagen? Bei unangenehmen Gefühlen sind wir oft blank. Was genau ist das Bedürfnis dahinter? Zum Beispiel: Wenn ich sage, Ich bin wütend, kann das tausend Gründe haben. Es kann bedeuten, dass ich Gerechtigkeit will, mich übergangen fühle, nicht gehört werde, und so weiter. Wenn wir die Wurzel unserer Gefühle und Bedürfnisse erkennen, können wir eigenverantwortlich dafür sorgen, dass sie gestillt werden.

Larissa Lannert: Wie schaffen wir diesen Perspektivwechsel?

Diana Stieber: Indem wir erkennen, dass unsere Innenwelt unserer Außenwelt vorausgeht. Ich darf ansetzen, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, und dafür auch Hilfe suchen. Es ist wichtig, dass Menschen das als legitim empfinden. Viele Menschen glauben noch, dass unangenehme Gefühle nicht beachtet werden sollten. Doch diese Emotionen haben wir genau deshalb, weil sie uns zeigen, wie gut wir für uns selbst sorgen.

Diana Stieber: Wir geben anderen die Macht ab, wenn wir sie dafür verantwortlich machen, dass es uns schlecht geht. Wir fühlen uns ohnmächtig, wenn wir keine Ideen haben, was wir selbst tun können. Es ist wichtig, dass Menschen das verstehen und die Verantwortung für sich zurückholen.

Punkt Nummer eins: Warum ärgern Menschen andere? Sie tun es nicht, weil mit dir etwas nicht stimmt, sondern weil du mit deiner Reaktion ein Bedürfnis stillst – oft nach Aufmerksamkeit oder Macht. Wenn du aufhörst, darauf zu reagieren, wirst du oft merken, dass sie irgendwann aufhören.

Punkt Nummer zwei: Vermeide nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich die Konfliktfelder. Frage dich: Wohin kann ich gehen, damit es mir gut geht? Wer kann mir helfen, meinen Fokus schnell zu verschieben? Das bringt dich in bessere Gefühle und macht dich weniger interessant für Aggressoren.

Punkt Nummer drei: Hör auf dein Gefühl. Selbstbewusstsein ist für mich die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu verstehen und zu steuern. Stell dir einen inneren Kompass vor, der anzeigt, ob du im roten oder grünen Bereich bist. Wenn der Zeiger auf rot steht, frage dich: Was kann ich tun, um ihn auf grün zu drehen? Es gibt viele Möglichkeiten, selbst etwas zu ändern.

Larissa Lannert: Warum wird überhaupt gemobbt, und wer steckt dahinter?

Diana Stieber: Die Menschen glauben oft, es werden die geärgert, die anders sind. Meine Beobachtung ist jedoch, dass vor allem die geärgert werden, die sich ärgern lassen. Wenn du für den Aggressor uninteressant bist, weil du nicht ihre Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit oder Macht stillst, dann lassen sie schneller von dir ab.

Cybermobbing: Die Strategien sind hier ähnlich. Leider findet es oft da statt, wo Kinder sicher sein sollten – zu Hause. Die Verantwortung liegt hier bei den Erwachsenen. Eltern und Pädagogen müssen aufklären, was digitale Medien anrichten können. Datenschutz und das Bewusstsein über eigene Rechte sind essenziell, da Identitäten und Daten oft missbraucht werden können.

Diana Stieber: Sich das Gute ins Leben zu holen, bedeutet in Eigenverantwortung zu bleiben und zu handeln, auch wenn Herausforderungen kommen. Als Kind wirst du solche Erlebnisse machen. Die Frage ist, wie du damit umgehst – und da sind Mama und Papa besonders wichtig.

Larissa Lannert: Was können Eltern tun, wenn das Kind in der Schule große Schwierigkeiten hat?

Diana Stieber: Bleib in Verbindung mit deinem Kind. Wenn es nicht sprechen will, hilft Druck wenig. Halte den Kontakt offen, ohne Drama. Frag dich: Hilft es meinem Kind, wenn ich voll ins Drama gehe? Was kann ich tun, um eine gute Verbindung zu halten, damit mein Kind bei Bedarf auf mich zukommen kann?

Viele Kinder übernehmen die Verantwortung für die Emotionen der Eltern. Wenn sie wissen, dass Mama oder Papa immer traurig oder wütend reagieren, neigen sie dazu, ihre Gefühle zu verschweigen, um die Eltern zu schützen. Das trennt die Verbindung, und dabei ist genau diese Verbindung das Wesentliche.

Dieses Format hebt die Schlüsselideen hervor und erleichtert das Verständnis der Ansätze von Diana Stieber zum Umgang mit Mobbing und Cybermobbing sowie der Rolle der Eigenverantwortung.

Larissa Lannert: Was aber natürlich in der Schule ein bisschen schwer ist, oder? Also wenn ich in der Schule gemobbt werde, da dann zu sagen, jetzt gehe ich nicht mehr ins Klassenzimmer, weil da kriege ich erst richtig ins Gesicht.

Diana Stieber: Du hast trotz alledem immer noch die Möglichkeit, gezielt zu schauen, wo befinden sich die Menschen, mit denen es mir gut geht. Also du kommst ja nicht in ein Klassenzimmer und alle hassen dich. Tatsächlich ist das eine der Annahmen aller meiner Klienten, die das Thema haben. Die Annahme, dass alle gegen sie sind.

Am Anfang frage ich immer: Was ist das Problem? – Ja, die ganze Klasse findet mich doof. Manchmal ist es sogar die ganze Schule und dann frage ich gezielt: Wer denn genau? Am Ende kommen dann meist nur ein paar Namen heraus – vielleicht drei Kinder, die ärgern. Die anderen haben mit diesem Kind oft gar keinen Stress.

Das Problem ist der Fokus. Die Aufmerksamkeit liegt die ganze Zeit, nicht nur innerlich, sondern auch visuell, bei denen, die Stress machen. Die ganze Energie geht dorthin, und dadurch liefern wir uns immer mehr Beweise dafür, dass „alle“ uns doof finden. Den Großteil, die 95 bis 99 Prozent, die nichts gegen uns haben, nehmen wir gar nicht mehr wahr.

Larissa Lannert: Was kann man da konkret tun?

Diana Stieber: Der zweite Game-Changer in meiner Arbeit mit Kindern ist die bewusste Entscheidung, worauf ich meinen Fokus richte und wessen Meinung ich in mein Herz lasse. Es ist deine Entscheidung, wem du deine Aufmerksamkeit und Energie schenkst. Das ist eine große Stärke.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, „in guten Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu kommen.“ Das klingt erst mal wie eine Floskel, aber es ist extrem wichtig. Viele Menschen drücken ihre unangenehmen Gefühle weg, weil sie keinen Umgang damit haben. Das Problem ist, unsere unangenehmen Gefühle zeigen uns oft das größte Potenzial, um in eine neue Richtung zu gehen. Gefühle sind die Türsteher zu unseren Bedürfnissen.

Wenn Kinder oder Erwachsene zu mir kommen und sagen, wie schlecht es ihnen geht, frage ich: Was soll dir das Gefühl eigentlich sagen? Bei unangenehmen Gefühlen sind wir oft ratlos. Wenn ich sage: Ich bin wütend, dann kann das tausend Gründe haben. Finden wir die Wurzel der Gefühle und der Bedürfnisse, dann können wir eigenverantwortlich dafür sorgen, dass diese gestillt werden, ohne darauf zu warten, dass andere es tun.

Das ist Eigenverantwortung. Raus aus der Idee „Ich kann nichts tun“ hin zu „Ich habe das in meiner Hand.“ Meine Innenwelt geht meiner Außenwelt voraus.

Larissa Lannert: Also wirklich den Fokus auf das Positive lenken.

Diana Stieber: Ganz genau. Der Punkt ist: Wer darf dir in dein Hirn quatschen und wer nicht? Bei mir sind das nur ein paar Menschen.

Punkt Nummer eins: Mach dir klar, warum Menschen andere ärgern. Sie ärgern dich nicht, weil du ein Problem bist, sondern weil deine Reaktion auf ihre Provokation eines ihrer Bedürfnisse stillt – oft nach Kraft, Stärke, Aufmerksamkeit. Wenn du aufhörst, dieses Bedürfnis zu stillen, hören sie oft irgendwann auf.

Punkt Nummer zwei: Halte dich innerlich und äußerlich von den Konfliktfeldern fern. Gehe immer wieder gezielt dahin, wo es dir gut geht. Frage dich: An wen kann ich mich wenden? Mit wem kann ich etwas unternehmen, um meinen Fokus schnell zu shiften? Das bringt dich wieder in eine stärkere Position und macht dich für Aggressoren uninteressanter.

Punkt Nummer drei: Hör auf dein Gefühl. Selbstbewusstsein ist die Bewusstheit für die eigenen Gefühle, die dir die ganze Zeit anzeigen, wie es dir gerade geht. Unsere Gefühle sind wie ein innerer Kompass. Wenn deine „Kompassnadel“ auf rot steht, frag dich: Was kann ich tun, um sie auf grün zu drehen? Das ist Eigenverantwortung.

Larissa Lannert: Warum wird eigentlich überhaupt gemobbt oder wer steckt hinter solchen Angriffen?

Diana Stieber: Wenn ich Menschen frage, wer am meisten geärgert wird, höre ich oft: Diejenigen, die anders sind oder schwächer. Meine Beobachtung ist aber eine andere. Geärgert werden vor allem die, die sich ärgern lassen, also diejenigen, die darauf reagieren.

Zum Thema Cybermobbing: Die Strategien sind ähnlich. Es findet oft im Verborgenen statt, da, wo die Kinder eigentlich am sichersten sein sollten: Daheim, hinter verschlossenen Türen. Hier liegt eine große Verantwortung bei den Erwachsenen. Eltern und Pädagogen müssen mit den Kindern darüber sprechen, wie digitale Medien genutzt werden und welche Risiken damit verbunden sind.

Larissa Lannert: Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in der Schule hat?

Diana Stieber: Punkt Nummer eins: Bleib in Verbindung mit deinem Kind. Wenn dein Kind nicht über die Probleme reden möchte, bewahre Ruhe und halte den Kontakt aufrecht. Angebote helfen mehr als Druck. Manchmal übernehmen Kinder die Verantwortung für die Emotionen der Eltern, was die Verbindung beeinträchtigt. Es braucht eine stabile Verbindung und Offenheit, damit das Kind sich dir anvertrauen kann.

Diana Stieber abschließend: Sich das Gute ins Leben zu holen, heißt, in Eigenverantwortung zu bleiben und aktiv zu handeln. Herausforderungen werden immer wieder kommen, aber wie wir damit umgehen, das ist die Frage.

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