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Vor den Sommerferien

Tausende demonstrieren gegen Massentourismus auf Mallorca

Stand 23.07.24 - 08:29 Uhr

Es war nicht die erste Demonstration dieser Art in Spanien: Auf Mallorca haben mehrere Tausend Menschen gegen Massentourismus demonstriert.

Tausende demonstrieren gegen Massentourismus auf Mallorca
©Clara Margais/dpa

Auf jeden Einheimischen kommen 15 Urlauber

Palma (dpa) – Mehrere Tausend Menschen sind auf Mallorca auf die Straße gegangen, um gegen Massentourismus zu demonstrieren. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 20.000. Die Veranstalter sprachen hingegen von 50.000, was von Beobachtern vor Ort allerdings als zu hoch gegriffen bezeichnet wurde.

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Menschen hielten am Sonntagabend Plakate mit Aufschriften wie «Your luxury, our misery» oder «Wir wollen nicht die Vorreiter beim Anstieg der Wohnkosten sein». Auf einem Schild wurden Billigflieger kritisiert. Die Demonstranten machten sich vom Park Ses Estacions auf den Weg durch die Altstadt Palmas. 

Die Regionalregierung der Balearen verspricht den unzufriedenen Bürgern «mutige Maßnahmen». Diese werde man schon in «einigen Monaten» ergreifen, beteuerte Vizeregierungschef Antoni Costa vor Journalisten in Palma. «Wir verstehen die Sorgen der Gesellschaft», erklärte Costa. Man müsse «Grenzen setzen», denn das Wachstumsmodell sei «unhaltbar».

Auch der Hotelierverband FEHM äußerte nach dem Protest Verständnis für die Forderungen der Demonstranten. Man setze «mehr auf Qualität denn auf Quantität», sagte die Vizepräsidentin der Organisation, María José Aguiló. Sie kritisierte allerdings das aggressive Verhalten einzelner Kundgebungsteilnehmer, die Touristen mit Wasser bespritzt hätten. Zudem prangerte sie Schmierereien an Hotels und anderen touristischen Einrichtungen an.

Einige Touristen klatschen Beifall, andere eher genervt

Urlauber, an denen die Demonstranten vorbeizogen, seien beeindruckt gewesen, schrieb die «Mallorca Zeitung». Einige hätten die Demonstranten sogar ermutigt und Beifall geklatscht. Anderen sei die Kundgebung eher unangenehm gewesen.

Auf den Balearen, deren Hauptinsel Mallorca ist, leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im vergangenen Jahr wurden sie von 18 Millionen Urlaubern, davon 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien, besucht. Oder eher heimgesucht, wie immer mehr Einheimische finden.

Zu der Kundgebung aufgerufen hat eine Gruppierung namens «Weniger Tourismus, mehr Leben». Nach Angaben von Marga Ramis, einer der verantwortlichen Köpfe hinter der Bewegung, haben sich 100 Vereine und Organisationen angeschlossen, wie die «Mallorca Zeitung» berichtete. 

Vor acht Wochen hatten bereits bis zu 25.000 Menschen in Palma unter dem Motto «Sagen wir Basta!» und «Mallorca steht nicht zum Verkauf!» demonstriert. Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Barcelona und Málaga sowie auf den Kanaren regt sich der Unmut. 

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Nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt

Für Mallorca ist der Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt davor, an dem Ast zu sägen, auf dem viele sitzen. Rund 20 Milliarden Euro ließen sie in die Kassen der Insel fließen. 

Aber Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit profitiere, während die große Mehrheit Jobs mit niedrigen Gehältern in der Tourismusbranche bekomme, die nicht reichten, um die immer teureren Wohnungen zu bezahlen. Zudem zerren Staus, Lärm und Schmutz an den Nerven der Insulaner. 

«Tourists go home»

«Ich habe Verständnis für das Unbehagen vieler Bewohner, bitte aber darum, dass solche Demonstrationen nicht, wie in Barcelona geschehen, in Vandalismus gegenüber Urlaubern und Einwohnern ausarten», sagte die konservative Regionalregierungschefin der Balearen, Marga Prohens, der «Mallorca Zeitung». 

In der Mittelmeermetropole Barcelona hatten Anfang des Monats mehrere Tausend Demonstranten angesichts auch dort immer höherer Wohn- und Lebenshaltungskosten Beschränkungen für die Tourismusbranche gefordert. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden mit Wasserpistolen bespritzt. 

«Tourists go home. You are not welcome» stand auf mitgeführten Plakaten. Der sozialistische Bürgermeister Jaume Collboni will die Steuer für Kreuzfahrttouristen erhöhen und die Lizenzen für Ferienwohnungen nicht mehr erneuern. 

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