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Sturm vor Weihnachten

«Zoltan» fegt über das Land – Behinderungen im Bahnverkehr

Stand 22.12.23 - 11:01 Uhr

Kurz vor Weihnachten fegt das Sturmtief «Zoltan» über Deutschland. Die stärksten Auswirkungen gibt es im Norden - vor allem Reisende haben mit den Sturmfolgen zu kämpfen.

«Zoltan» fegt über das Land – Behinderungen im Bahnverkehr
©dpa

Sturmtief «Zoltan» wirbelt durch Deutschland

Hamburg/Berlin (dpa) – Sturmtief «Zoltan» wirbelt die Weihnachtsreisepläne vieler Bahnkunden kräftig durcheinander. Wegen Sturmschäden kommt es am Freitag zu Verspätungen und Zugausfällen im bundesweiten Fernverkehr der Deutschen Bahn, wie die Bahn auf ihrer Internetseite mitteilte. Bahnstrecken im Norden seien besonders stark betroffen.

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Zu Ausfällen oder Verspätungen könne es auch auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Frankfurt sowie Hamburg und München kommen, zudem könnten einige Halte entfallen. In Hamburg soll das Wasser der Elbe am Vormittag wegen der Sturmflut noch höher steigen als zunächst angenommen.

Bahn-Sprecherin: «Sämtliche Räumtrupps unterwegs»

Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. «Die DB ist mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Strecken schnellstmöglich wieder freizubekommen. Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren», sagte eine Bahn-Sprecherin.

Das Unternehmen empfiehlt seinen Fahrgästen, sich vor Antritt ihrer Reise in der Fahrplanauskunft in der App «DB Navigator» oder auf bahn.de zu informieren. Alle Fahrgäste, die am Freitag ihre geplante Reise wegen des Sturmtiefs verschieben müssen, können ihr Ticket laut Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugverbindung ist aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.

Eine S-Bahn fuhr in Hamburg kurz vor Mitternacht über einen umgestürzten Baum. Der Zug sei mit etwa 40 Stundenkilometern unterwegs gewesen und der Triebfahrzeugführer habe eine Schnellbremsung einleiten müssen, teilte die Bundespolizei mit. Dabei sei keiner der 26 Fahrgäste verletzt worden. Sie wurden von der Feuerwehr aus den Wagen geholt, nachdem die Einsatzkräfte den Baum freigeschnitten und aus dem Gleisbereich gebracht hatten.

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Hamburger Fischmarkt komplett überspült

Das Wasser der Elbe drückte die schwere Sturmflut an Land und überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.

Wegen der erwarteten Auswirkungen der schweren Sturmflut ist seit Freitagmorgen der zentrale Katastrophenstab der Hamburger Innenbehörde im Dienst. «Es wird ein Wasserstand von 5,20 Meter erwartet, das entspricht Wasserstandsstufe 1 und damit nimmt der Katastrophenstab seinen Dienst auf», sagte ein Sprecher der Innenbehörde der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Diese Meter-Angaben beziehen sich auf Normalnull. 5,20 Meter entsprechen dabei einer Wasserhöhe von 3,05 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Warnung vor schwerer Sturmflut am Freitagvormittag

Für die deutsche Nordseeküste sowie Hamburg besteht am Freitag die Gefahr einer schweren Sturmflut. Dabei steigen die Wasserstände der Elbe am Freitagmittag doch höher als zunächst angenommen. Hamburgs Innenbehörde und die Polizei haben am Freitagmorgen am Pegel St. Pauli deshalb vor einem Wasserstand von 3,25 Meter über dem mittleren Hochwasser gewarnt. Zunächst war von 3,05 Metern ausgegangen worden.

Die Polizei warnte davor, überflutete Elbegebiete zu betreten und durch überflutete Straßen zu fahren. «Schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern.» Am Morgen waren bereits die Sturmwarnsirenen im Stadtgebiet zu hören. Zudem sind Warnungen an die Bevölkerungen über die sozialen Medien und die Warn-Apps verbreitet worden.

Auch für die ostfriesische Küste sowie das Wesergebiet sagten die Experten vom BSH am Freitag schwere Sturmfluten vorher. Dort sollen die Hochwasser am Vormittag und Mittag 2,5 Meter bis 3 Meter über dem mittleren Wert liegen. An der nordfriesischen Küste werden Wasserstände von 2 Meter bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. Als schwer gilt eine Sturmflut ab einem Wasserstand von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser.

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«Zoltan» soll am Freitagabend wieder kräftiger werden

«Zoltan» sorgt auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Im Tagesverlauf soll der Wind etwas nachlassen, in den Abendstunden dann aber wieder zunehmen, wie Anne Wiese, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), am Freitagmorgen sagte. Am Abend sind laut DWD orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.

Sturm beeinträchtigt Betrieb auf Frankfurter Flughafen

«Zoltan» beeinträchtigte auch den Betrieb auf dem Frankfurter Flughafen, am Freitag hatte sich nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport die Lage aber wieder normalisiert. Ein Sprecher berichtete von Verspätungen am Donnerstagabend und 43 Starts nach 23.00 Uhr. Am größten Flughafen Deutschlands gilt eigentlich ab 23.00 Uhr ein Nachtflugverbot. Flugausfälle wegen des Sturms habe es aber nicht gegeben, sagte der Sprecher weiter. Am Freitagmorgen herrschte nach seinen Worten wieder Normalbetrieb: «Alle Ampeln sind auf grün.»

Viele Verkehrsunfälle wegen Wind und umgestürzter Bäume

Vielerorts sorgte «Zoltan» für Verkehrsunfälle, so in Schleswig-Holstein: Drei Menschen wurden dabei verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Lagedienste in Schleswig-Holstein meldeten insgesamt 364 Einsätze. 

Im Kreis Schleswig-Flensburg prallte in Fahrdorf ein Mensch mit seinem Auto gegen einen auf der Fahrbahn liegenden Baum und wurde schwer verletzt. Auf der B200 in Janneby kippte ein Lkw auf die Seite und schleuderte in einen Graben. Der Fahrer wurde bei dem Unfall am Donnerstagabend leicht verletzt. Durch den starken Wind konnte das Fahrzeug am Abend zunächst nicht geborgen werden. 

In Husum stürzte am Donnerstagabend ein Baum auf ein fahrendes Auto, wie die Polizei mitteilte. Die Fahrerin wurde dabei leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. 

Umstürzender Tannenbaum tötet Frau auf Weihnachtsmarkt

Schwere Sturmfolge auch in Belgien: Auf einem Weihnachtsmarkt wurde eine Frau von einem etwa 20 Meter hohen Tannenbaum erschlagen. Das Nadelholz habe am Donnerstagabend einer starken Windböe nicht standgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Der Baum stürzte auf drei Personen, von denen eine wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen starb. Die Unglücksstelle auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt Oudenaarde wurde nach dem Unfall abgesperrt und untersucht.

Sturmwind reißt Kupferblechdach von Feuerwehrgebäude

Ein etwa fünf mal sechs Meter großes Dachstück aus Kupferblech ist durch starken Wind von einem Gebäude der Feuerwehr Plüderhausen in Baden-Württemberg gerissen worden. Die Feuerwehr habe das Dachstück mit einem Kran geborgen, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Die betroffene Stelle an dem Haus sei wieder abgedeckt worden. Verletzt habe sich bei dem Vorfall niemand. Die Einsatzmaßnahmen liefen laut Polizei von Donnerstagabend bis in die Nacht.

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