Zehntausend bei Trauerzug in Hanau
Zehntausend bei Trauerzug in Hanau
Stand 24.02.20 - 10:48 Uhr
0
Flagge zeigen gegen Rassismus: In Hanau sind am Wochenende viele Tausend Menschen auf die Straße gegangen. Sie trauern um die Opfer des Anschlags und sagen zugleich: «Es reicht!». Derweil stellt sich der Schützenbund gegen eine Verschärfung des Waffenrechts.
Unter dem Motto «Wir sind Deutschland. Wir gehören zusammen» haben Tausende in Hanau der Opfer des mutmaßlich rassistischen Anschlags gedacht. Foto: Nicolas Armer/dpa
Im Gedenken an die Opfer von Hanau
Hanau (dpa) – Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Hanau der Opfer des mutmaßlich rassistischen Anschlags in der Stadt gedacht und ein Zeichen gesetzt für Toleranz und Menschlichkeit.
- Anzeige -«Wichtig ist für uns, Flagge zu zeigen. Gegen Terror, Fremdenfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus», sagte Mitorganisator Teyfik Oezcan. «Unsere Botschaft lautet: Wir sind Deutschland. Wir gehören zusammen.»
Bluttat in Hanau
In der Nacht zum Donnerstag hatte nach Ermittlungen der Polizei ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Der Sportschütze soll auch seine 72 Jahre alte Mutter und dann sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.
Die Veranstaltung verlief friedlich
Nach Schätzungen der Polizei liefen bis zu 10.000 Menschen vom Tatort Kurt-Schumacher-Platz in die Innenstadt. Dort gab es eine Kundgebung, an der Angehörige der Opfer, der türkische Botschafter Ali Kemal Aydin, Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sowie Vertreter verschiedener Religionen teilnahmen. Es sei dringend nötig, ein Gegengift zu finden für den Hass, sagte Botschafter Aydin. Die türkische Gemeinde erlebe von Jahr zu Jahr mehr Angriffe auf Menschen, auf Moscheen oder auf Vereine. «Das kann und darf so nicht weitergehen.» Lippenbekenntnisse reichten nicht aus.
- Anzeige -«Die Tage und Stunden sind zu Friedenszeiten die schwärzesten und dunkelsten, die unsere Stadt je erlebt hat», sagte Oberbürgermeister Kaminsky. Denjenigen, die die Gesellschaft spalten wollten, rief er zu: «Wir sind mehr, und wir können euch daran hindern.» Der Bruder eines Todesopfers sagte, «wir sind im Stich gelassen worden». Solange es die AfD weiter gebe, «müssen wir in Angst leben». Die Veranstaltung, die laut Polizei friedlich verlief, war von verschiedenen Hanauer Vereinen organisiert worden. Bereits am Samstag waren in Hanau rund 6000 Menschen gegen Hetze und Menschenverachtung auf die Straße gegangen.
Schützenbund gegen eine Verschärfung des Waffenrechts
Unterdessen lehnt der Deutsche Schützenbund (DSB) eine Verschärfung des Waffenrechts ab. «Als Sportschützen macht es uns besonders betroffen, dass der mutmaßliche Täter ein Mitglied unserer Vereine war», sagte Robert Garmeister, DSB-Leiter für Recht und Verbandsentwicklung in Wiesbaden. Doch gegen menschliches Fehlverhalten und kriminelle Energie hälfen die besten Gesetze nicht. Zudem bedeuteten weitere gesetzliche Restriktionen zusätzliche bürokratische und finanzielle Hürden. Diese gefährdeten die Zukunft des Schießsports und des Schützenwesens als Kulturgut.
Zuvor hatte etwa der frühere Grünen-Chef Jürgen Trittin vorgeschlagen, dass Sportschützen ihre Waffen nicht mehr mit nach Hause nehmen dürfen, sondern im Verein einschließen müssen. Seine Fraktion im Bundestag regt in einem Aktionsplan an, dass Munition nur noch gelagert werden darf, wo auch geschossen werden darf.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte, dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke den Beamtenstatus zu entziehen. Dieser ist beurlaubter hessischer Geschichtslehrer. «Ein Feind der Demokratie und Spalter des Landes kann nicht dem Staat dienen», schrieb Klingbeil auf Twitter.
- Anzeige -Zentrale Trauerfeier geplant
Hanau plant zudem eine zentrale Trauerfeier für die Opfer des Anschlags. Diese werde in Abstimmung mit den Angehörigen sowie den Bundes- und Landesbehörden vorbereitet, teilte die Kommune mit. Oberbürgermeister Kaminsky berief für Montag eine Sondersitzung des Runden Tischs der Religionen ein. Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, sagte zu, dass die engsten Angehörigen der Opfer in einigen Tagen eine Soforthilfe von 30.000 Euro erhalten werden.
Bundeskriminalamt sucht weiter Zeugen
Das hessische Landeskriminalamt warnte am Wochenende vor Falschinformationen. Es gebe derzeit «vermehrt Spekulationen über den Tathergang des Anschlags», teilte das LKA mit. Diese tauchten aus verschiedenen Quellen in den sozialen Medien auf. «Aus Sicht der hessischen Polizei gibt es zur Zeit keinen Grund, in diesem Zusammenhang von einer akuten weiteren Gefahr auszugehen.» Allen Hinweisen werde akribisch nachgegangen.
- Anzeige -Unterdessen hat das Bundeskriminalamt (BKA) ein Hinweisportal online gestellt. Um das Tatgeschehen lückenlos aufzuklären, wurden Zeugen gebeten, Videos und Fotos auf dem Portal hochzuladen. Außerdem könnten telefonisch Hinweise unter einer kostenlosen Rufnummer gegeben werden, teilte die Behörde auf ihrer Internetseite mit.
Mehr Beiträge und Themen
Der Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrats hat die Tür für weitere Automobilausstellungen weit geöffnet. Jetzt hat der gesamte Stadtrat entschieden.
Auf Google Street View sind manchmal kuriose Bilder und lustige Szenen zu sehen. In Spanien könnte der Online-Dienst aber nun zur Aufklärung eines Verbrechens in einem entlegenen Dorf beitragen.
Wer seine Weihnachtsgeschenke online bestellt, könnte Überraschungen erleben: In den nächsten Tagen will die Gewerkschaft im Tarifkampf die Daumenschrauben anziehen.
Nach der Vertrauensfrage geht es Schlag auf Schlag. Union, SPD und Grüne präsentieren, womit sie bei den Menschen punkten wollen. Deutlich werden Unterschiede - und Schnittmengen.
Nachdem Kanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage gestellt hat, verliert er die Mehrheit im Bundestag - und der Weg ist frei für Neuwahlen.
Das Jahr 2025 bringt zahlreiche Änderungen für Verbraucher mit sich: Von höheren Sozialleistungen und Mindestlohn über neue Regelungen bei Pflege und Nachhaltigkeit bis hin zu steigenden Kosten für Energie und Mobilität. Erfahre hier, was sich konkret ändert und worauf du dich einstellen solltest!
Alle Jahre wieder beschenken wir uns zum Weihnachtsfest - doch nicht jedes Präsent sorgt für Freude. Wer schneidet gut ab - und wer nicht?
In der Münchner Innenstadt kommt es derzeit zu Sperrungen - ein LKW steckt in der Maximilianstraße unter einem Baugerüst fest.
Wer hohe Mieten zahlt, lebt oft ärmer, als die offizielle Statistik erkennen lässt. Das zeigt eine neue Auswertung - und es ruft einen Sozialverband auf den Plan.
Hohe Bußgelder und langer Führerscheinentzug: Italiens Regierung wird die Straßenverkehrsordnung verschärfen. Rasen kostet künftig mehr.
DESK
An Heiligabend bricht in einem Seniorenheim in der Münchner Altstadt ein Feuer aus. Das Gebäude wird evakuiert, mehrere Bewohner werden leicht verletzt.
Welche Lehren lassen sich aus der Magdeburger Todesfahrt ziehen - gab es Versäumnisse der Behörden? Politiker versuchen, sich diesen Themen zu nähern. In Bremerhaven gab es eine neue Drohung.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg kam es offenbar zu einem Anschlag. Ein Auto ist in eine Menschengruppe gefahren. Der Täter wurde festgenommen.
Entdecke zauberhafte Winterziele in und um München: Vom glitzernden Spitzingsee bis hin zum Schlosskanal Nymphenburg. Lass dich inspirieren und plane deinen perfekten Ausflug in die winterliche Natur!
Am Ende gab es doch eine große Mehrheit: Der Bundestag votiert für ein höheres Kindergeld und steuerliche Entlastungen ab Anfang 2025.
Mehrere Kriminelle überfallen ein Schmuckgeschäft in der Münchner Innenstadt. Die Polizei sucht mit zahlreichen Kräften nach den Flüchtigen.
Zum 15. Dezember ändert sich der Fahrplan im Münchner Nahverkehr. Was du beachten musst und welche Linien jetzt wie fahren, erfährst du hier.